Gedenkveranstaltung Volkstrauertag 2013 im Ehrenhain
der Braunschweiger Traditionsverbände
am 17. November 2013


B1 Und wieder trafen sich am Volkstrauertag Angehörige
der Braunschweiger Traditionsverbände im Alten Post-
hof, um der vielen Opfer zu gedenken, die menschliche Unvernunft verursacht hat. Und noch immer  stehen die Gedenksteine, idyllisch eingerahmt von Bäume und Buschwerk, wo sie nun schon seit 10 Jahren ihren
Platz haben. Wurde Anfang des Jahres noch verkündet,
sie werden bis zu diesem Ereignis umgestellt sein, so konnten wir nun feststellen, dass die Stadtverwaltung hier andere Prioritäten gesetzt hat.

Etwa 55 Personen lauschten in stiller Trauer den
Worten der Gedenkrede und dem Totengedenken, vorgetragen von Herrn Michael Grandt. Doch leider
wird der Kreis der Trauernden von Jahr zu Jahr 
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kleiner, die Gründe sind vielfältig. Doch für mich als ehemaligen Angehörigen der Braunschweiger Panzerbataillone stellt sich die Frage, warum die nicht kommen, die
sich Braunschweiger Panzermänner nennen und sich in einer Nachbargemeinde monatlich treffen. Wo fängt es an und wo hört es auf, das Pflegen einer Traditions-
gemeinschaft. Hoffen wir auf eine größere Teilnehmerzahl im nächsten Jahr.


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Herr Michael Gandt vom Volksbund Deutsche
Kriegsgräberfürsorge e.V. beim Verlesen der Gedenk--
rede und der Worte zum Totengedenken. Ausdruck
der Rede s. u.
Herr Krüger und Herr Ludwig, beide Mitglieder der
TradGem PzBtl 24/PzRgt 6, bei der Kranzniederlegung
am Gedenkstein unserer preußischen Traditions-
regimenter.       
Herr Oberst a. D. Köpcke, Vorsitzender unserer TradGem, und Herr Schröter bei der Kranznieder-
legung am Gedenkstein des 6. Panzerregiment.

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In stiller Andacht an den Gedenksteinen die Vertreter der Braunschweiger Traditionsverbände, des Reservistenverbandes und die Vertreterinnen der Stadt Braunschweig,
Bürgermeisterin Frau  Friederike Harlfinger (CDU) und Bürgermeisterin Frau Annegret Ihbe (SPD), während im Hintergrund das Lied vom Alten Kameraden erklang. 
       
              Nachfolgend die Gedenkrede und das Totengedenken des Herrn Michael Gandt zum Volkstrauertag

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

Sie kennen mich als Vertreter des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Jedoch stehe ich am heutigen Volkstrauertag auch vor Ihnen als ehemaliger Soldat und Reservist der Bundeswehr, als Sohn meines Vaters, der im Oktober 1944 im Alter von 18 Jahren als Soldat an der Ostfront schwer verwundet wurde und als Enkelsohn meines Großvaters, der im September 1944 im Alter von 30 Jahren als Soldat an der Ostfront  verschollen ist. Im Gegensatz zu ihnen gehöre ich zu einer Generation, die das Privileg genießt, in Frieden und Wohlstand aufgewachsen zu sein und zu leben. Der Mensch kann sich nicht aussuchen, in welche Zeit und in welche geschichtlichen Umstände er hineingeboren wird, und wenn wir über unsere Vorfahren urteilen, so sollten wir uns dessen stets bewusst bleiben.

Wir haben uns heute hier am Ehrenhain der Braunschweiger Truppenteile versammelt und gedenken auch und besonders der Gefallenen und Vermissten dieser Verbände aus den Kriegen und Weltkriegen der letzten Jahrhunderte. Die große Mehrheit dieser Soldaten hat in der Zeit, in die sie hineingestellt wurden, tapfer und ehrenvoll gekämpft im Glauben, ihr Vaterland zu verteidigen.




Wir stellen uns jedoch heute besonders im Hinblick auf den 2. Weltkrieg die Fragen:
Haben die deutschen Soldaten nicht für eine falsche Sache gekämpft? Kämpften sie nicht für einen skrupellosen Diktator, der unzählige Menschen ermorden ließ und den Zweiten Weltkrieg vorsätzlich vom Zaun gebrochen hat? Wie kann es sein, dass unter diesen Umständen die meisten Soldaten so tapfer und aufopferungsvoll bis zum Schluss gekämpft haben?
Wenn wir diese Fragen beantworten wollen, sollten wir uns bemühen, uns in die Zeit hineinzuversetzen, in der unsere Vorfahren lebten. Wir sollten uns davor hüten, uns ein vorschnelles Urteil aus unserer heutigen Sicht zu bilden. Vor allem sollten wir uns nicht anmaßen, uns als Ankläger und gleichzeitig als Richter über eine ganze Generation zu erheben.

In diesem Zusammenhang möchte ich den ehemaligen französischen Staatspräsidenten, Charles de Gaulle zitieren:
 „Man erkennt den Charakter eines Volkes auch daran, wie es nach einem verlorenen Krieg mit seinen Soldaten umgeht“.

Charles de Gaulle war ein großer General und Staatspräsident. Er war auch ein Freund und Bewunderer des deutschen Volkes. Zusammen mit dem deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer hat er ganz wesentlich zur Aussöhnung zwischen dem deutschen und französischen Volke beigetragen. Ganz im Sinne dieser Aussöhnung ist auch der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge tätig unter dem Motto „Versöhnung über den Gräbern – Arbeit für den Frieden“.


So wie heute eine Partnerschaft zwischen Deutschen und Franzosen besteht, trägt der Volksbund dazu bei, die Verständigung mit den ehemaligen Kriegsgegnern auch in Osteuropa zu verbessern. Dies leisten wir insbesondere durch unsere Jugendarbeit, bei der deutsche Jugendliche Kriegsgräberstätten im Ausland besuchen und pflegen und dabei Kontakte mit den Einheimischen knüpfen. Lassen Sie uns, die wir das Privileg haben, in einer glücklicheren Zeit zu leben als unsere Vorfahren, den Geist des Friedens und der Völkerverständigung pflegen.
Bitte fördern Sie dabei auch die Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der insbesondere Ihrer finanziellen Unterstützung bedarf. Schließen möchte
ich meine heutige Gedenkrede mit einem Bibelzitat aus dem neuen Testament, Johannesevangelium, Kapitel 15, Vers 13:

„Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde!“

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!


TOTENGEDENKEN

 

Wir denken heute
an die Opfer von Gewalt und Krieg,
an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.

 

Wir gedenken
der Soldaten, die in den Weltkriegen starben,
der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach
in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge
ihr Leben verloren.

 

Wir gedenken derer,
die verfolgt und getötet wurden,
weil sie einem anderen Volk angehörten,
einer anderen Rasse zugerechnet wurden,
Teil einer Minderheit waren
oder deren Leben wegen einer Krankheit
oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.

 

Wir gedenken derer,
die ums Leben kamen,
weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben,
und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung
oder an ihrem Glauben festhielten.

 

Wir trauern
um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage,
um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung,
um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte,
die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.

 

Wir gedenken heute auch derer,
die bei uns durch Hass und Gewalt
gegen Fremde und Schwache Opfer geworden sind.

 
Wir trauern mit allen,
die Leid tragen um die Toten und teilen ihren Schmerz.

Aber unser Leben steht im Zeichen
der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern,
und unsere Verantwortung gilt dem Frieden
unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.

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27. Nov. 2013                                                                                                                                                                                                                                                                                    Armin Lienstädt